Definition Pferdesporttherapie

  „Rumpfkraft vor Beinkraft“

Nur ein freier Körper kann ökonomisch und effizient arbeiten und Höchstleistungen vollbringen.

Die Grundvoraussetzungen sind Koordination, Kraft gekoppelt mit genügend Elastizität und Ausdauer. Kernstück stellt der Rumpf dar. Mit diesem steht oder fällt die Gesundheit und auch die Performance.

Sind diese Grundvoraussetzungen nicht gegeben, sind schnelleres Ermüden und Übersäuern der

Muskulatur die Folge und die Gefahr von Verletzungen steigt. Muskelverspannungen und Blockaden

in den Gelenken hemmen den Körper in seiner natürlichen Bewegung. Primäre oder kompensatorische Muskelverspannungen, Blockaden sowie Instabilitäten führen zu Ausweichbewegungen und auch

fehlendem Gleichgewicht!

Nicht nur die Bewegungsabläufe werden schlechter, auch die Atmung und der Stoffwechsel und die

damit in Verbindung stehenden Organe weisen Defizite auf. Ausritte werden nicht ohne Folgen bleiben,

wenn durch lang anhaltende Fehlbelastungen Verschleißerscheinungen zu Tage treten. Das Wieder-

antrainieren oder Trainingssteigerungen gestaltet sich schwieriger und konstante Leistungen sind

nicht möglich.

 

Durch einen stabilen, gleichzeitig elastischen Rumpf verbessert sich das Wohlbefinden des Pferdes

und im sportlichen Sinne wird eine Leistungssteigerung erzielt. Durch die Elastizität des Rumpfes

und der Rippen können die Organe besser arbeiten (Atmung, Herz-Kreis-Lauf, Stoffwechsel) und

die Bewegungsabläufe werden weicher, können absorbiert werden und Erschütterungen in den

Gliedmassen werden reduziert. Gleichzeitig erweitert sich die Schritt- und Trittlänge, die je nach

Disziplin unterschiedlich wichtig und notwendig sind. Ein weiterer Aspekt ist die Prävention, um

ein konstantes Leistungsniveau zu erhalten, im Alltag als auch während der Wettkampftage.

 

Der Rücken spiegelt den Zustand des Pferdes. Primäre Rückenverspannungen oder kompensatorische Muskelverspannungen, hervorgerufen durch Probleme an den Gliedmaßen oder organischer Herkunft,

zeigen sich hier im Rücken. Mit diesem „tool“ kann jedes Pferd übersichtlich dokumentiert werden.

Jedes Pferd wird mit einem Grundstatus aufgenommen. Und über eine längere Betreuungszeit zeigen

sich hier interessante Kurvenverläufe der Rückenlinie, abhängig vom jeweiligen Status des Pferdes.

 

 

Zwei Tests zur Überprüfung der Flexibilität kommen hier zum Einsatz:

 

1. Überprüfung der Flexibilität des Brustkorbes von ventral nach dorsal – von unten nach oben

Die Linie vom höchsten Punkt des Widerristes bis ca. Mitte Sattellage wird beurteilt:

 

· sehr schlecht: „0“: keine Bewegung:

Pferd verwirft und verdreht sich bzw. drückt mit dem Körper nach unten

 

· schlecht: „1 – 2“:  Die Beweglichkeit ist noch durch Blockaden in der Wirbelsäule und Muskelverspannungen eingeschränkt

 

· gut bis sehr gut: „3 – 4“:  Die Wirbelsäule bildet eine fast gerade Linie, die Muskulatur

ist kraftvoll und elastisch

 

· unzureichend: „5“:  Die Wirbelsäule bildet eine gerade Linie, jedoch ist die Muskulatur

nicht genügend ausgebildet mit zu wenig Kraft, sprich der Muskeltonus ist zu niedrig,

das Pferd ist überbeweglich.

 

 

2. Überprüfung der Rückentätigkeit Stabilität des Lendenwirbelbereiches vs. Flexibilität

der Widerrist-Sattellage

 

Beurteilt wird die Rückenlinie beginnend vom hinteren Teil der Kruppe am Wirbelsegment „S3“

bis zum höchsten Punkt des Widerrist

 

· sehr gut:  Das Pferd bildet eine minimal abweichende gerade Linie von „S3“ bis zum Widerrist.

Das Pferd beugt die Hinterhand. Die Kruppenmuskulatur und die Muskulatur im Lendenwirbelbereich

arbeiten synchron, lassen die Bewegung nach vorne durch und der Brustkorb hebt sich an.

Jedes Wirbelsegment besitzt ein Gleichmaß an Mobilität.

 

· mittel:  Bei Reflexauslösung beginnt das Pferd eine Kyphose (Aufwölbung) zwischen der Hinterhandpartie und der Lendenwirbelregion zu bilden. Im Gegenzug blockieren die Brustwirbel

am vorderen Teil der Sattellage (zw. „T8-T12“). Diese bilden eine Lordose.

Die Rückenlinie zeigt eine leichte bis mittlere S-Kurve.

 

· sehr schlecht:  Eine starke Kyphose der Lendenwirbel bis hin zum 14. Brustwirbel sind zu sehen.

Die Lendenwirbelsäule zeigt massive Instabilitäten auf, die Blockaden der vorderen Brustwirbel verstärken sich. Eine deutliche S-Kurve ist sichtbar.

 

Abschließend verdeutlicht es: Diese Betrachtungsweise der Rückentätigkeit ist nicht nur ein Baustein

im therapeutischen Sinne. Vielmehr sollte diese als Basis in die tägliche Arbeit

mit einbezogen werden. Der Körper lebt von Bewegung und nur ein ökonomisch

arbeitender Körper kann Höchstleistungen vollbringen.